Christa Enders Homepage
Osterburg - es bleiben Mauerreste und Sagen
 

"Es war in alten Zeiten ein Schloß gar weit bekannt,
auf einem hohen Berge, die Osterburg genannt.

Der Graf, er lebt vom Raube, von Plünderung und Mord,
verrufen war die Gegend, verrufen war der Ort.

Da unten war im Tale ein kleines Geigerlein,
er war ein armer Schafhirt und wollte nicht mehr sein.

Doch wenn er sah den Grafen, da packte ihn die Wut:
"Wie lange soll noch fließen allhier unschuldig Blut?"

Da höret er im Traume ein Stimmlein sanft und fein:
"Am Felsen an dem Wege sollst du am Abend sein.

Am Felsen an dem Wege zum Tanze spiele auf
und lasse deiner Fiedel von selber ihren Lauf."

Am Abend auf dem Felsen die Fiedel führt die Hand
und Weisen wild und wilder erschallen übers Land.

Und aus den Gräbern steiget der Geister wildes Heer
und tanzet wild im Kreise rings um die Burg umher.

Und oben hoch am Himmel die Wolken tanzen mit
wie treue Kameraden in gleichem Schritt und Tritt.

Auf seinem schnellsten Rosse der Graf entflieht geschwind,
auf andren Rossen folgen Weib, Kinder und Gesind´.

Jedoch die Rosse warfen die Reiter alle ab
und auf den Rossen reiten die Geister all im Trab.

Und aus den Wolken Blitze versengen Hof und Haus,
des Brandes Gluten scheinen weit in das Land hinaus.

Der Graf ist tot, in Asche sinket hin das stolze Schloß,
die Steine sind verschwunden tief in der Erde Schoß.

Die Sage ist zu finden in keinem alten Buch,
doch künden die Ruinen: Das war des Himmels Fluch.

Noch manchmal hört man spielen das arme Geigerlein
in schaurig wilden Nächten dort auf dem Geigerstein."

(Dichter unbekannt)

 

Im Westen von Bischofsheim führt der markierte Wanderweg HWO 6 zur 714 Meter hohen Osterburg. Dort finden sich die Mauerreste der sagenumwobenen Osterburg. Sie soll einst eine „stolze Burg“ gewesen sein, die „weit in die Lande schaute“.

Ihr Name, von der heidnischen Frühlingsgöttin Ostara abgeleitet, weist in vorchristliches Altertum zurück. Ursprünglich soll es sich um eine keltische Fliehburg gehandelt haben, die um 100 v.Chr. an die Germanen übergegangen sei. Von der Osterburg aus besteht Sichtkontakt zum Kleinen Gleichberg und zum Kreuzberg, auf denen ebenfalls keltische Fliehburgen standen. Es könnte auch eine merowingische oder karolingische Feste gewesen sein.

Als im 6. Jahrhundert die Franken Landbesitzer wurden, soll dort ein Jagdschloß für den Frankenkönig gestanden haben. Nachdem der Salzforst Eigentum der Würzburger Fürstbischöfe geworden war, soll die Burg das Land gegen die räuberischen Fuldaer Fürstäbte abgesichert haben.

Geschichtliche Beweise aus älterer Zeit erwähnen um 1200 einen Reinhold von Osterburg. 1217 und 1230 tritt ein Engelhard von Osterburg als Zeuge in Urkunden auf. 1231 hat ein Boto von Eberstein auf der Osterburg einen Hof als Lehen erhalten.

Als Bischofsheim mit seiner Burg im 12. Jahrhundert als festes Bollwerk ausgebaut war, soll die Osterburg an Bedeutung verloren haben.
Wahrscheinlich ist die Burg, deren Inhaber ständig mit Abt Bertho II. in Fehde lagen, um 1270 bei der Zerstörung Bischofsheims durch den Fuldaer Abt auch zerstört worden. Seit dieser Zeit gibt es keine Aufzeichnungen mehr.


Trümmerhaufen Osterburg

Um 1600 wird bei Grenzstreitigkeiten wegen Hut-, Holz- und Jagdrechten zwischen Bischofsheim, Haselbach und Frankenheim die Osterburg als „Trümmerhaufen“ erwähnt.
Im Jahr 1875 schreibt Anton Schumm in der „Geschichte der Stadt Bischofsheim“, daß „kaum die Spur einer ehemaligen Burg“ zu sehen sei. Das Kloster Kreuzberg soll aus ihren Steinen erbaut worden sein.“
Andere Berichte über Belagerung und Eroberung der Osterburg seien bis auf die Tatsache, daß auf dem Berg Wassermangel herrscht, „reine Phantasiegemälde“.
1928 berichtet die Rhönwacht: „Außer dem Centturm wurden auch die Ringmauern der Stadt Bischofsheim, die 1291 zum erstenmal urkundlich genannt wird, aus den Steinen der Osterburg hergestellt. (Das war 20 Jahre nach der Zerstörung der Burg.) So verschwand Mauer um Mauer und da der Bau auch den Haselbachern und den Frankenheimern als Steinbruch diente, war der Untergang der Burg besiegelt.“
Im Lauf der Zeit hat Wald den Trümmerhaufen überwuchert. Nur in Sagen lebte die Osterburg weiter.


Sagenumwobene Osterburg

1. Entstehung der Osterburg
In alter Zeit wohnte auf dem Kreuzberg ein Bauer. Sein Knecht ging nachts nach Hause und kam vom Weg ab. Er sah sich auf einmal in einem dunklen Gang und tastete sich weiter. Ein Zwerg trat ihm in den Weg und sprach: „Suche fleißig, so wirst du eine alte Kammer mit kostbaren Schätzen finden.“
Der Knecht entdeckte bald ein verstecktes Gelaß mit unermeßlichen Kostbarkeiten. Da stand der Zwerg wieder da und sprach: „Trage alle diese Schätze hinaus, sie gehören dir.“
Das tat der Knecht, und so war er erlöst. An der Stelle erbaute der glückliche Finder die Osterburg und war der erste Ritter.

2. Zerstörung der Osterburg
Einer der feindlichen Ritter ritt auf den nahen Arnsberg. In Gedanken versunken, wie die hartnäckige Burg endlich zu Fall gebracht werden könnte, erschreckte ihn plötzlich sein Pferd. Es stampfte so heftig, daß durch den Hufschlag der Boden einsank und die unterirdische Wasserleitung zur Osterburg sichtbar wurde.
Nun gruben die Feinde den Belagerten auf der Burg das Wasser ab, zwangen sie zur Übergabe, und zerstörten die Burg bis auf wenige Trümmer.

3. Die Jungfrau auf der Osterburg
Wenn aus dem Wald der Osterburg ein langer Nebelschwaden aufsteigt, dann sollen die Menschen in Bischofsheim gesagt haben: „Die Jungfrau weint wieder.“
Es soll nämlich der Liebste eines Burgfräuleins im Kampf mit einem Handelsmann, der von Osterburgern überfallen worden war, erschlagen worden sein.
Als das Mädchen diese Nachricht bekam, soll es so geweint haben, daß das Wasser den Osterburg-Berg herabgelaufen sei. Die Jungfrau soll von nächtlichen Osterburgbesuchern schon gesehen worden sein.

4. Der Schatz auf der Osterburg
Auf der Osterburg erscheint hie und da eine Jungfrau in weißem Gewande. Im Vorbeigehen erzählt sie dem erschrockenen Wanderer von einem großen Schatz , der in den Gewölben der verfallenen Burg liegt. Gelingt es einem Menschrn, diesen Schatz zu heben, dann ist die Jungfrau erlöst und wird nicht mehr erscheinen.

Ein Schäfer hätte den Schatz finden können. Es ist schon lange her, da hütete er auf der Osterburg seine Schafe, denn damals wuchs noch viel Gras dort. Plötzlich sah der Schäfer ein offenes Tor, das vorher nicht da war.
Er ging durch das Tor und kam in einen langen Gang. Da rief eine laute Stimme: „Schäfer, die Schaf gehen durch.“ Er eilte zurück. Die Schafe fraßen ungestört. Er drehte sich um, aber es war kein Tor mehr zu finden, solange er auch suchte.

Einem Mädchen soll die weiße Jungfrau viel gnädiger gestimmt gewesen sein. Pauline hütete einst ihre Kühe auf der Osterburg und strickte dabei. Das Wollknäuel rollte eine Treppe hinab. Sie eilte dem Knäuel nach und kam in einen großen Keller. Darinnen standen viele mächtige Kufen, die alle mit Knotten gefüllt waren.
Pauline füllte ihre Schürze mit Knotten, hob ihr Wollknäuel auf unt eilte zurück. Auf dem Heimweg säte sie einen Teil der Knotten am Wegrand aus. Als das Mädchen den kleinen Rest zu Hause zeigte, waren es lauter Goldstücke.

Romanische Osterburg
.
1897 sind beim Anlegen eines Holzabfuhrweges die Mauerreste der ehemaligen Burg entdeckt worden und der damalige Forstmeister Max Fuchs hat die im Grundriß rein romanische Burgruine freilegen lassen. Sie war 114 Meter lang und 70 Meter breit.
So eine mächtige Burg konnte nicht von einem einzigen Ritter verteidigt werden. Es wohnten gleichzeitig drei bis vier Ritter innerhalb des Burgrings in getrennten Höfen.
Fundgegenstände der Ausgrabungen befinden sich in Bischofsheim in der Osterburgsammlung.
1909 ist der Bergfried als Aussichtsturm ausgebaut worden. Zehn Jahre später ist er wieder gesprengt worden, weil seine Besteigung lebensgefährlich geworden war.
1912 schreibt ein Chronist zum Grundriß der Burg: „Dort, wo jetzt ein Damm an der Ostseite der Burg hinüberführt, befand sich ehemals ein Holzsteg, der bei Kriegsläuften abgebrochen wurde. Auch ist die Grabenkannte, beziehungsweise der Steilhang des Berges, bis an die Ringmauern gegangen, damit dem Feind außerhalb der Burg keine Stellung geschaffen wurde.
Die heutigen ebenen Flächen um die Burg herum sind erst bei den mehrfachen Abbrucharbeiten entstanden. Die äußere Ringmauer umgaben Zwingerhöfe, die etwa sechs Meter tiefer lagen als die Burg. Diese Zwingerhöfe waren unter sich durch Mauern abgeschieden, damit der an einer Stelle etwa eingedrungene Feind sich nicht zugleich in die obere Burg ausbreiten konnte.
Östlich war das Tor überbaut mit einem Turm, von dem aus der Eingang noch besonders verteidigt werden konnte. Nach innen war der Turm nur mit einer leichten Fachwerkswand zugesetzt, die dem Feind nach einer Einnahme keine Deckung gegen das Hochschloß bieten konnte.
Von diesem Turm führte die Torgasse zwischen den Zwingern hinauf zur inneren Burg, deren Hof jedoch erst nach Passieren eines zweiten Tores neben dem runden Turm zu erreichen war.
Der südliche Zwinger war durch unter den Terrassen hindurchführenden und im Pallasbau endenden Treppen mit der Hochburg verbunden.“


Verfallene Ruine Osterburg

Nur mit Phantasie läßt sich in den Überresten der verfallenen Burgruine der Grundriß der einstigen mächtigen romanischen Burganlage erkennen.
Ihre Geschichte gibt viele Rätsel auf. Die meisten Berichte sind mit „es soll“ oder mit „wahrscheinlich“ versehen.
600 Jahre war die Burg im tiefen Dornröschenschlaf versunken. 1897 ist sie durch Forstmeister Fuchs wachgeküsst worden.
Eine Frühjahrswanderung durch den noch blätterlosen Laubwald der Osterburg, begleitet von duftendem Seidelbast, läßt die Gedanken zum einstigen Treiben auf der Burg schweifen. Ruhebänke laden zum Verweilen ein.
Es sind noch Treppen und Mauern vorhanden. Leider sind auch Spuren mutwilliger Zerstörung an den Mauern sichtbar. Wieder hat Wald vom einstigen Burgareal Besitz ergriffen. Und vielleicht sind in nicht allzuferner Zeit die allerletzten Mauerreste der sagenhaften mächtigen Osterburg für immer im Dornröschenschlaf versunken.

Quellen:
Anton Schumm: Geschichte der Stadt Bischofsheim von 1875
Broschüre: „Stadt Bischofsheim mit seinen Stadtteilen“
Hinweistafel an der Ruine Osterburg
Andreas Pampuch: Der Kreuzberg um sein Umkreis

 

Bilder der Osterburg werden nachgereicht.

 
 
Zurück zur Startseite